Wilhelm Gebhard
Da die Bild-Zeitung meine Stellungnahme gekürzt hat, finden Sie hier meine vollständige Einsendung an die Zeitung:
„Deutschland braucht nachhaltige Reformen. Das spüren wir alle und darüber besteht in der Breite der Gesellschaft Konsens. Ich bin sicher, dass die Deutschen reformwillig sind - aber dann bitte für alle und von oben nach unten und nicht umgekehrt. Grundlegende Veränderungen erreichen wir nicht dadurch, aktuell nur über das Rentenpaket zu sprechen oder über die Frage des länger und des mehr Arbeitens bzw. die Generationengerechtigkeit ausschließlich am Rentensystem festzumachen. Es braucht in Zeiten wie diesen mehr.
Wir können notwendige Sozialreformen nur glaubhaft anstoßen und umsetzen, wenn wir Politiker selbst mit gutem Beispiel vorangehen, den ersten Aufschlag machen und eine grundhafte Veränderung unserer eigenen Ruhegehaltsregelungen herbeiführen. Das schafft Vertrauen. Ist das passiert, sind auch Beamte, Freiberufler, Arbeitnehmer und Rentner eher bereit, ihren Beitrag zur Gesamtfinanzierung der Reformen zu leisten. Davon bin ich überzeugt. Wie genau das passieren soll, darüber müssen wir jetzt reden. Das Beispiel Österreich zeigt, dass eine gemeinsame Rentenkasse für alle Gruppen funktionieren kann und eine mögliche Option darstellt.
Ich war vor meiner Zeit im Bundestag in zwei mittelständischen Produktionsunternehmen tätig und dann über 17 Jahre lang Bürgermeister einer kleinen Landstadt. Ich kenne die Sorge um einen möglichen Jobverlust und weiß, was es heißt, Verantwortung für Bürger zu übernehmen. Vertrauen gewinnt man nur, indem man als Vorbild vorangeht. Deshalb müssen wir Politiker bei den dringend notwendigen Sozialreformen Verantwortung übernehmen und im Sinne der Generationengerechtigkeit das Thema glaubwürdig beginnen, bspw. in dem auch wir in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen. Mir ist bewusst, dass es bis dahin ein längerer Weg ist, wir sollten ihn aber jetzt einschlagen und den Reformzug aufs Gleis setzen. Das ist keine Entscheidung einer Fraktion oder einer Koalition, sondern für mich persönlich eine Gewissensentscheidung eines jeden einzelnen Abgeordneten.“

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